Schulterverletzungen und Golf – 3 Fragen an Prof. Thilo Patzer

Schulterverletzung und Golf
Foto: motortion
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Ein einziger Golfschwung beansprucht bis zu 130 Muskeln und fordert den ganzen Bewegungsapparat. Dabei treten häufig auch golf-typische Verletzungen auf. Neben der Wirbelsäule und den Ellenbogen betrifft dies häufig auch die Schulter.

Der Reiz des Golfsports liegt für die meisten der 650.000 in Deutschland registrierten Golfer in den regelmäßigen Aufenthalten an der frischen Luft und dem sozialen Miteinander. Neben der Steigerung der Lebensqualität hat das Golfspielen hat auch positive Auswirkungen auf den Körper, denn der Golfschwung beansprucht die Muskulatur.

“Die Schulter gehört beim Golf zu den Top 3 der betroffenen Gelenke”

“Die Schulter gehört beim Golf zu den Top 3 der betroffenen Gelenke”, sagt Professor Dr. Thilo Patzer, Chefarzt des Fachzentrums für Schulter, Ellenbogen, Knie und Sportorthopädie der Schön Klinik Düsseldorf. In einer Studie mit 703 Golfern wurden demnach 527 Verletzungen und Überlastungen nachgewiesen, davon 18 Prozent an der Schulter.

Welche Golf-typischen Verletzungen sehen Sie in Ihrer Sprechstunde am häufigsten?

Prof. Thilo Patzer: Im Prinzip gibt es zwei Verletzungsarten der Schulter, die ich immer wieder diagnostiziere und behandle: zum einen Läsionen an der langen Bizepssehne und zum anderen Läsionen der Rotatorenmanschette. Diese werden entweder durch Überlastung bei dem repetitiven Schlagmechanismus ausgelöst oder auch durch einen einzelnen Schlag: Bei Anfängern beispielsweise durch “fette“ Schläge, also Schläge in den Boden. Hierbei wirkt im Prinzip ein großer Hebel aus Schläger und ausgetrecktem Arm auf die Sehnen der Schulter aber etwas seltener auch auf die Innenbänder am Ellenbogen. Den sogenannten “Golferellenbogen“, eine Überlastung des Ursprungs der Handgelenksbeuger-Muskeln am inneren Ellenbogen, sieht man eher selten beim Golfsport.

Welche Behandlungsmethoden gibt es für die genannten Verletzungen?

Prof. Thilo Patzer: Wir operieren alle Läsionen grundsätzlich arthroskopisch minimalinvasiv. Dabei stellen wir den Patienten oder die Patientin immer in den Fokus und beachten die individuellen Bedürfnisse und körperlichen Voraussetzungen. Denn jeder Mensch ist anders, hat ein unterschiedliches Schmerzempfinden und persönliches Lebenskonzept. Daher empfinde ich die sehr pauschalen Bezeichnungen “Golferschulter“ oder “Golferellenbogen“ auch als unpassend.

Wann darf man nach der Operation wieder auf den Platz und worauf sollte man achten?

Prof. Thilo Patzer: Etwa drei bis vier Monate nach einer Sehnen-Reparations-Operation sollte es in der Regel wieder möglich sein, schrittweise steigernd Golf zu spielen. Das gilt natürlich nur dann, wenn man schmerzfrei ist und die Bewegungen z.B. beim Abschlag kontrolliert und uneingeschränkt erfolgen. Eine gute Technik ist hierbei das A und O. Eine retrospektive Kohortenstudie zeigte zudem, dass es sich lohnt, die Aufwärmroutine vor dem Spiel ein wenig auszudehnen: mehr als 10 Minuten Aufwärmzeit reduzierten das Verletzungsrisiko um mehr als 50 Prozent im Vergleich zu einer kürzeren Vorbereitung.

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